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Gewohnheit stören, heißt alles stören. (William Shakespare)

Ein Kommentar zum letzten Beitrag war: schau mal, wie schnell du dir neue Gewohnheiten angeeignet hattest…….Stimmt. Drei Wochen Diätregeln. Drei Wochen soll es dauern (heißt es), bis man sich eine Gewohnheit in eine andere ausgetauscht hat. Die Regeln funktionieren tatsächlich noch. Und ich möchte gleich motiviert folgende, mich nervende Gewohnheit ändern. Mein permanentes Zwischenessen. Mit Kleinigkeiten halte ich mich nicht auf, ich will diese "Titan"-Hürde nehmen…….

Ich bin Gattung Stressesser. Mein Stress-Zustand, - etwas nicht zu wissen, etwas nicht lösen zu können, gerade keine Erleuchtung zu haben -, macht mich extrem hungrig. Endlos hungrig. Nimmersatt hungrig. Das führt bei mir dazu, dass ich mich immer wieder in der Küche wiederfinde, meine Stresslösungen im Kühlschrank suche (und nein, da sind sie noch nie gewesen) und eben oft und immer öfter nicht mehr im selben Zustand an den Schreibtisch zurückkehre. Vom Kopf her ist mir völlig klar, dass das, was ich da mache, ungesund (naja, je nach Essensfund), ungeschickt (aber ja) und überhaupt (genau!) ist. Aber ich irritiere mich gerade selber. Ich bemerke nämlich, dass ich es recht schade finde, wenn ich mir das Vergnügen des Zwischenessens nicht mehr gönnen würde. Und ich staune, dass das Wort "Vergnügen" in diesem Zusammenhang auftaucht und so selbstverständlich in die Tastatur floss…… Offensichtlich habe ich einen enormen Gewinn dabei……nicht nur den der Gewichtszunahme….. was ist der Charme am Zwischenessen……..

Ich glaube – und du liest hier jetzt nur den gefühlten hunderttausensten Gedanken dazu - es ist die Möglichkeit viel zu essen. Und die Möglichkeit "Verbotenes" zu essen. Immer ein bisschen, so dass ich absichtlich den Überblick verlieren. Und die Kontrolle. Und alle Hemmungen……. wenn ich im Nachhinein aufschreiben müsste, wie oft ich wann was esse, ich würde es nicht mehr zusammenkriegen……

Mich fasziniert also die vermeintliche (Ess-)Freiheit. Die Nichtkontrolle. Die Gedankenlosigkeit. Die Illusion, ich tue mir was Gutes. Und noch ein Gedanke kommt dazu. Wenn ich esse, habe ich Arbeitspause. Habe ich aufgegessen = Ende der Pause.

Und so erfüllt das Zwischenessen für mich zwei wichtige Funktionen. Es suggeriert mir eine Pause – die ich irgendwie auch habe, weil ich ja aufstehe und in die Küche gehe (wenn auch mit dem schwer lösbaren Problem) – und es lässt mich ein Freiheitsgefühl spüren. Essen so viel ich will. Was durchaus ein Traum von mir ist. Ich will mir nicht immer was verbieten müssen.

Offensichtlich ist das mein Stressüberlebenstrick. Ich schaffe mir eine Fatamorgana-Pause und die Illusion grenzenloser (Ess-)Freiheit.

So, und jetzt probiere ich mal folgendes. Ich treffe jetzt hier beim Schreiben bewusst die Entscheidung Pausen zu machen, wenn es stressig wird. Richtige Pausen. Keine Pseudopausen. Wie aufstehen, Problem mit in die Küche nehmen und weiterdenken. Nein, richtige Abschaltpausen. Und ich werde es riskieren, dass ich zig Abschaltpausen brauchen werde. Ganz bewusste Abschaltpausen. Wie die aussehen werden? Hm. Frag mich das bitte erst nach dem nächsten Beitrag. Ich bin schon heilfroh, dass ich mir mein Zwischenessverhalten halbwegs entchiffriert habe. Das war anstrengend genug.

Ich habe nämlich für diesen Beitrag eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Weil ich mir selber in die Falle getappt bin und sofort eine Lösung parat haben wollte. Dabei ist es viel interessanter sich erstmal sein Problem von vorne, hinten, oben, unten, von links und von rechts anzusehen. Ich will immer gerne ein Problem gleich weg haben. Aber genauso wie ich gesehen werden will, will das Problem gesehen werden. Denn es will mir ja was zeigen………also, Fortsetzung folgt.

Damit du auch ins Schwitzen kommst. Was liebst du an deinem gerade aktuellen Problem? (ok, ich unterstelle, du hast gerade eins, wenn nicht, dann nimm ein altes…….sei nicht frustriert, wenn du länger als eine Seite wie hier brauchst……ich hätte heute ein Büchlein vollschreiben können…..

Alles ist gut

herzlich

Celia

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