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Probleme, die man konsequent ignoriert, verschwinden nur um Verstärkung zu holen. Sonja Brückner

Eigentlich! ging alles ganz gut. Aber eigentlich! hat sich das Mehressen schon wieder in mein Leben geschlichen. Einfach so? Da lüg ich mir doch wohl ein bisschen in den wieder gefüh(l)lten Bauch…….

Einfach so passiert gar nichts.

Der Entscheidung mir etwas in den Mund zu schieben, gehen Gedanken voraus. Gefühle. Und ob ich will oder nicht, ich esse mir meine Mehrkilos selbst an, das erledigt sonst niemand für mich, (auch wenn ich es schriftlich habe, dass ein lieber Freund gerade zwei Stückchen seiner Geburtstagstorte für mich mit isst;-)) Es ist also nicht die Torte = Außenfaktor, sondern die innere Entscheidung: muss ich haben.

Was denke ich, wenn ich zu viel esse? Ganz sicher: Zuviel ans Essen = zu wenig an……. einfach nur mich? Ich bin doch jedes Mal erstaunt, wieviel Nettozeit ich gedanklich tatsächlich mit mir selbst verbringe. Wie selbstverständlich ich die meiste Zeit, in der ich mich bewege, als "nicht mit mir" betrachte. Wie wenn ich mich nie dabei hätte…

Jedenfalls stelle ich fest: bei unangenehmen, undefinierbaren Gefühlen entfalte ich eine überhyperaktive Geschäftigkeit (von der gerade meine Kaffeemaschine mit Entkalkung, der Boden mit dem Kontakt mit einem Wischtusch, die Waschmaschine dem Vergnügen innerer Reinigung, profitiert, u.a.) also Bandwurmsatz neu begonnen: ich entfalte eine überhyperaktive Geschäftigkeit und höre und fühle damit nicht was ich fühle. Ich nehme zwar irgendwie mit den inneren Augenwinkeln zur Kenntnis, dass da was ist und hoffe dann wohl, es trollt sich damit. Das macht es aber nicht. Es beglückt mich stattdessen mit Pseudohunger. Und ich werde so lange Pseudohunger spüren, solange ich mich nicht mit meinen dazu führenden Gedanken und Gefühlen beschäftige. Punkt. Is(s) so!

Gefühle sind Bionavigationssysteme. Unangenehme Gefühle sagen: wenn möglich, bitte wenden. Und Wenden ist immer möglich. Zumindest in der inneren Einstellung.

Die nächsten Tage erwartet mich eine große berufliche Herausforderung. Ich habe keine Ahnung, ob ich ihr gewachsen bin. Wenden in der inneren Einstellung könnte heißen:  Ich könnte mich mit genau dieser Angst beschäftigen, statt sie einfach in Reinigungsmitteln umzuverteilen. Zwar verwirklicht sich der Auflösungsdrang damit auch auf eine nützliche Weise, die Wohnung wird sauberer, sichtbarer. Aber mein Gefühlschaos nicht. Es wäre wunderbar hierfür auch ein Reinigungsmittel zu wissen. Wobei mein Hauptproblem noch nicht einfach mal die Wahl des richtigen Mittels wäre, sondern die Entscheidung, das Mittel auch in die Hand zu nehmen und zu benutzen.

Ich merke, dass mir schon das Schreiben darüber ein bisschen Erleichterung verschafft. Das Hungergefühl nachlässt. Es ist – bei mir – der Hunger nach mich zu sehen. Der Hunger nach Mitgefühl mit mir. Nicht zu denken, stell dich nicht so an, andere schaffen so einen Termin mit links, sondern, hey, für dich ist das eine Herausforderung. Und du darfst auch Angst haben. Und mach dir klar, Scheitern ist keine Schande. Woher auch Immer dieser Anspruch kommt, alles was ich anpacke, muss gelingen, er ist unrealistisch.  Hexen ist nicht mein Metier. Und Punkt und Ausrufezeichen.

In welchen Situationen vermeidest du es unangenehme Gefühle zu spüren? Wie weichst du aus?

Alles ist gut

herzlich

Celia

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