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Wer nach dem Haar sucht, dem entgeht die Suppe.  (Bert Hellinger)

Und nein, ich schreibe jetzt nicht darüber wie es gehen soll, liebevoll für sich zu sorgen, ich schreibe heute lieber darüber, warum es - manchmal - nicht geht. Wobei "manchmal" noch in Ordnung wäre, - man kann sich bestimmt nicht permanent auf Höchstniveau "lieben"-, aber im Bereich Selbstfürsorge ist doch immer wieder erstaunlich viel Luft nach oben……

Letztes Wochenende habe ich an einem Seminar teilgenommen. Und ich wusste schon im Vorfeld, setze ich mich neben ein mir liebes Freundespaar, dann wird meine - "nein- während-dem-Seminar-ess-ich-nicht-Beherrschung" auf die Probe gestellt…….manchmal bin ich Hellseher……die Probe kam…..und ich entschied mich gegen Selbstbeherrschung (auch das habe ich vorausgesehen), aber es wäre zu anstrengend gewesen, sich neben raschelndem Schokoladenpapier, dem Klang brechender Nußschokolade, Espressoschokolade, Knusperkeksschokolade und Kokosschokolade = lediglich ein Tag von zweien ……… nur auf den eigentlichen Seminarinhalt zu konzentrieren. Frau muss mit ihren Energien haushalten;-) Und so wurde aus vormittäglicher heldenhafter Standhaftigkeit, wiederholtes Schielen nach rechts, dann das pseudozögerliche "nur-ein-Stück-annehmen", dann das "zweimal ist keinmal", dann das "alle guten Dinge sind drei", und alles da capo bei der nächsten Packung……die Sortenvielfalt hätte sonst auch wirklich keinen Sinn gemacht.

So! Den Schokomarathon hatte ich nicht wirklich unter geglückte Selbstfürsorge gebucht. Und kaum raus aus dem Seminar meldete sich prompt das reuevolle Gewissen. Aber, neues Spiel, neues Glück, wie sah meine liebevolle Selbstfürsorge am Abend aus? Denn das wäre ja die nächste Gelegenheit gewesen wirklich liebevoll mit mir zu sein. Gerade in Situationen, in denen ich am liebsten auf mich ärgerlich bin, würde ich es am meisten brauchen. Aber, ich schreib das schon in Vergangenheitsform, denn, ich sprach: geht’s noch? Lernst du`s nie? Den Abend kannst du vergessen…. Liebevoll geht irgendwie anders……

Und das Lernen zum Glück auch, denn mir wurde plötzlich bewusst, ich "will" grad gar keinen Gedanken fassen, der mich gut dastehen lässt…… Ich "will" in solchen Momenten keine Entscheidung für eine liebevolle Sichtweise, für einen liebevollen Umgang mit mir. Ich "will" in diesem Unwohlsein bleiben.

Warum hält man an einem destruktiven Gefühl fest? Darf das Leben nicht schön sein? Oder ist es einfach ab und zu so unerträglich schön, dass ich es mir madig machen muss? Warum kreiere ich mir immer wieder eine schwer erträgliche Unwohlsein-Situation?

Meine Antwort für mich überrascht mich durchaus. Denn sie lautet tatsächlich: ich will das so. Und dahinter steckt bei mir eine merkwürdige Lebensphilosophie.

Die Vorstellung von, ich bin liebevoll zu mir, verpflichtet mich - gefühlt - zu einem Versprechen. In zwei Richtungen. Einmal mir gegenüber, indem ich dafür sorge, dass es mir dann auch IMMER gut gehen muss, wozu zum Beispiel gehört, schlank zu bleiben. Erfolgreich zu sein. Fit und gesund zu bleiben. Was ich mir sofort alles als extrem anstrengend vorstelle. Und zum zweiten, anderen gegenüber, indem ich denke, auch da muss ich dann "perfekt" funktionieren, freundlich und gefällig sein und dann denke ich, ja Hilfe, wo bleibe ich…..

So weit, so verquer. Aber genau deswegen macht es für mich Sinn, dass ich mich lieber erst mal selbst ausbremse, wenn und bevor es mir zu gut gehen könnte. Das ergibt folgende Gleichung: Lieber gewohnt ein Haar (= destruktive Denkweise oder destruktives Gefühl) suchen, finden, pflegen und behalten, und auf GAR keinen Fall die Suppe (= ich oder der Abend oder beides) genießen = meine sicherste Methode mit Selbstfürsorge gleich gar nicht anzufangen…...

Der Abend wurde dann doch noch schön. Weil ich ganz glücklich war, mir auf meine eigene Schliche gekommen zu sein. Sie mag für dich merkwürdig klingen, das Risiko gehe ich ein. Unbewusste Blockaden aufzuspüren ist etwas sehr Individuelles.

Aber jetzt könntest du überlegen, in welchen Bereichen du dir wie deine eigenen Beine stellst? Was sind deine Ängste beim z.B. Schlanksein?

Alles ist gut……..

Herzlich

Celia Elsdörfer

 

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