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Das Leben ist das, was sich ereignet, während wir mit anderen Dingen beschäftigt sind. ( John Lennon)

Mein jüngstes Ehrgeizziel: es bei einem neuen Mandat nicht zu vermasseln. Es betrifft ein exotisches Rechtsproblem, für das aus verschiedensten Gründen keine mandantenpassende Lösung ersichtlich ist, was bei mir in eine regelrechte Rechercheorgie ausartet, damit ich nur ja nichts übersehe und wirklich an alle Aspekte denke, die bestmögliche Lösung andenke und auch ja alle möglichen Antworten und Gegenangriffe im Vorfeld ahne und selbstverständlich parieren kann. Puuh…….schon wenn ich das so schreibe, frage ich mich, was mache ich denn da?

Perfektion. Es perfekt machen wollen. Eines der Kernthemen bei Problemen mit Essen, mit dem Gewicht. Der Frage, wann ist etwas gut genug, was im Endeffekt gleichbedeutend ist mit, wann bin ich gut genug. Und was wiederum eine hervorragende Methode für mich ist, die Verbindung mit mir zu verlieren, stattdessen mich mit irgendwelchen Leistungen zu identifizieren, mich darüber zu definieren. Und ich vergesse auch hier zu fragen, was ist wirklich wichtig?

Hinter perfekt sein wollen steckt für mich ein Versuch endlich irgendwann mal zufrieden zu sein. Satt zu sein. Und das ist etwas, was ich gern wäre. Nicht pappsatt, sondern satt.

Satt sein hat aber für mich keine sonderlich gute Signalwirkung. In meinem Quadro-Heft "entspannt essen" habe ich das schon mal analysiert. Essen bedeutet für mich Pause vom Alltag, von den Pflichten und satt sein ist mein Startschuss zum weiterwerkeln. Pause ohne werkeln ist nicht so meins, bzw. immer noch zu wenig in meiner Vorstellung. Und - um die Pause zu verlängern - vermeide ich satt sein zu spüren. Zu schreiben, dass ich mich nach satt sein sehnen würde, spiegelt also wieder mal nicht mein wirkliches Innenleben…zu schreiben, dass ich satt sein vermeide, weil ich lieber - wie man in Bayern so schön sagt – die eierlegende Wollmilchsau (1) finden will – triffts wohl eher. Ich beschäftige mich lieber mit dem Suchen als mit dem Finden…

Und das bringt mich wieder zurück zu den basics. Ess- und damit auch Gewichtsprobleme sind Probleme mit Mangel......

Diffuse Gefühle von Mangel, die mich antreiben, weil etwas fehlt, was auch immer es ist. Egal, ob ich beim Essen nicht rechtzeitig aufhören oder mich bei meinen perfektionistischen Ambitionen nicht einbremsen kann………

Den Mangel herauszufinden ist individuell. Welcher ist es diesmal bei mir? Und mir fällt meine Erdbeer-Himbeer-Tiramisu-Erkenntnis ein. Passt mein Lieblingsgefühl auch hier? Mein Lieblingsmantra, ich kann nicht selbst bestimmen, wann ich was mache? Jein. Bzw. ich habe es kunstvoll variiert. Denn meine gefühlte Selbstverpflichtung sagt mir hier, du musst das und das wissen, du musst das und das können und mach ja nur keinen Fehler, und beeil dich, damit niemand merkt, dass du das, was du wissen musst noch nicht weißt……..

Da muss ich mir einfach immer wieder klar machen, nein, ich muss nicht alles sofort und am besten noch gestern wissen müssen. Ich darf mir Zeit lassen, ich darf sagen, nein, weiß ich jetzt noch nicht…….. Ich darf mir das erlauben. Ich darf souverän bleiben und den - gerade an mich selbst gerichteten  - Anspruch fallen lassen, allzeit unbegrenzt multitasking funktionseinsatzbereit sein zu müssen….

Und so könnte satt sein eine Ausgangsbasis sein für, selbstbestimmt mir meinen Platz im Leben zu nehmen. Nicht durch mehr körperliches Gewicht, nicht durch überanstrengtes Arbeiten, sondern durch mein inneres Gewicht, dass ich mir  in meinem Leben mir und anderen gegenüber selbst zugestehe …… denn ich möchte nicht laufend mit "Dingen" beschäftigt sein, und das Leben daneben  verpassen…….ich möchte, dass sich mein Leben da, wo ich bin, ereignet…….

Was bedeutet satt sein für dich? Wann und wo erlaubst du dir satt zu sein?

Alles ist gut…….

herzlich

Celia Elsdörfer

(1) die eierlegende Wollmilchsau ist in Bayern ein liebevoller Ausdruck für die Suche nach einer unmöglich scheinenden, weil überperfekten Lösung

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