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Kein Kuchen ist auch keine Lösung (Brigitte)

Aktuelle Schlankheitsmittelreklame im Fernsehen. Zwei superschlanke Frauen sitzen zusammen. Die Rechte sagt mit Grabeskatastrophenstimme: ich hab schon wieder zugenommen…… Zunehmen, der Supergau…….

Woche eins danach. Ich habe es tatsächlich getan und das Programm "abgebrochen". Mein Kühlschrank ist voll, damit ich meinem Motto, ich esse, worauf ich Lust habe, gerecht werden kann. Ich esse alles worauf ich Lust habe….

Na, so einfach geht das nicht. Denn nach der ersten Euphorie…….schleichen sich immer wieder heimlich "dicke" Gedanken ein. Fragen wie: kann ich das noch essen? Kann ich das überhaupt essen? Ist es nicht zu spät dazu? Und hinter allem steht die Frage: Bin ich bereit die Konsequenzen auszuhalten, wenn ich "das hier" esse?

Momentan isst das Gewissen parallel und lautstark mit. Und so frage ich mich gerade esspsychologisch korrekt vor jedem Essen, auf was habe ich Hunger? Und zum Glück? - ist es eines?- habe ich noch "programmbedingt" Hunger auf "Programm-Lebensmittel". Es ist zwar ein befreiendes Gefühl "offiziell" keine Regeln befolgen zu müssen, aber es ist auch erstaunlich, wie sie sich in der kurzen Zeit von drei Wochen upgedatet haben und nun eigenständig im Hintergrund weiter laufend meine Essregie "diktieren". Sie benehmen sich ein bisschen wie die Schlange Kaa in ihrem hypnotischen "Hungertanz" ….hör auf mich …..glaube mir, Augen zu, vertraue mir….. will dein Schutzengel sein…. liebe Celia, du allein, du kannst das doch nicht ….. "Diät-denk-dateien" müssen offenbar mehrfach gelöscht werden um ihre hypnotische Wirkung wirklich stoppen und austauschen zu können……

Die Woche habe ich z.B. meine Lieblings Espressotrüffel gekauft. Aber: Die Packung ist noch zu. Der Geburtstagskuchen der Nachbarin steht auch noch im Kühlschrank. Nur nicht alles essen. Trotz Eigenerlaubnis. Da sitzt auch die Angst, bitte keinen Fehler machen. Und ich entwickle gerade eine kleine all-you-can eat-Phobie…

Die Frage, halte ich die Konsequenzen aus, wenn ich das esse (egal was es ist, ich lasse das absichtlich so nebulös, da kannst du "dein" (Lieblings-)Lebensmittel einsetzen), bewahrt mich momentan vor unüberlegten Essen, vor Essen ohne Hunger…und schnürt mich auch in ein Angst-Kontroll-Korsett. Denn manchmal weiß ich zwar, nein, ich halte die mögliche Konsequenz zuzunehmen, nicht aus. Und manchmal weiß ich es eben nicht. Und genau da traue ich "mir" beim Ausprobieren nicht über den Weg. Ausprobieren heißt, es könnte auch schiefgehen. Und statt diese Ungewissheit auszuhalten, vielleicht auch spielerisch zu sehen, hätte ich stattdessen einfach gerne die Kontrolle und Sicherheit, dass ab jetzt alles anders, alles gut ist. Der Weg in die Essfreiheit ist nicht ganz einfach. Ohne Mut einfach auch mal zu springen…..wird es nicht ganz gehen.

Die Angst wieder zuzunehmen. Sie ist - für mich - die Plakativste unter den Ängsten beim Schlanksein. Und sie bringt meine gruselige Überzeugung: Beim Zunehmen bin ich nicht mehr "richtig", ans Tageslicht. Dabei bestehe ich nicht nur aus Kilos…da bin ich mir sicher;-)

Auf mein Leben übersetzt: Mir alles zu erlauben – ich lass das mal absichtlich so vieldeutig stehen – das muss ich wieder üben. Denn "dicke" Gedanken habe ich noch genügend im meinem Selbstbeschränkungsdenkarsenal.

Wie behutsam gehst du mit dir um? Überforderst du dich gerne oder lässt du dir deine Zeit?

Alles ist gut

herzlich

Celia

 

PS: Für Disney-Puristen "Hungertanz"

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