TAG 36                 Montag, der 15.04.2019

Heute im Büro. Ein Kollege kommt mit Eis um die Ecke. Ich lehne dankend ab. Dass ich kein Süßes nasche zurzeit wissen sie, aber nicht, warum. Ist aber auch egal.

Dann kommt die Frage, die irgendwann kommen musste. „Hast Du schon abgenommen?“ Ich sage ja, aber nur minimal. Kollegin: „Ja, wenn Du nur minimal abgenommen hast, dann bringt das ja eh nichts, dann kannst Du auch weiternaschen!!“

Genau das ist der springende Punkt. Wie ich schon in meinem Vorwort geschrieben habe, geht es mir nicht um das Abnehmen, sondern darum zu analysieren, warum ich in bestimmten Situationen zu Süßem greife. Es geht mir nicht um den Körper, sondern um den Kopf.

Bewusstes Essen ist reine Kopfsache. Wenn ich Appetit verspüre sollte ich mich fragen, ob ich das genaue JETZT essen muss. Ganz viel ist Gewohnheit, weil es so war und so ist. Genau wie das Süße. Ganz viel Gewohnheit.

Aber da habe ich keine Lust, das vor meinen Kollegen zu erzählen.

Nur…………..es ist ja das Übliche. Machst Du was (kein Süßes naschen) und es bringt nichts (Abnehmen), dann kannst Du da weitermachen, wo Du aufgehört hast (weiter Süßes naschen). Und genau das kapieren nur ganz wenige, dass es hierbei zwei Seiten der Medaille gibt. Körper und Geist. Mir geht es in diesem Fall um die mentale Seite.

Und nach 36 Tage bin ich mir ziemlich sicher, dass die mentale Seite beim Essen DIE entscheidende Rolle spielt. Und nicht nur bei den Süßigkeiten.

Nachdem dann jeder von meinen Kollegen das Eis gegessen hatte, wurde das Thema ad acta gelegt. Es interessierte keinen mehr. Sie hatten ja ihren körperlichen Appetit gestillt.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 37                 Dienstag, der 16.04.2019

Heute habe ich was Süßes für Ostern zum Verschenken gekauft. Ich dachte erst das wäre eine Art Konfrontationstherapie für mich, aber es ist alles gut gegangen und ich hatte keine Probleme, auch nicht die Packungen anzufassen 😊. Und dass trotz Vollmond.

Ich merke, dass Schoki & Co. in immer größere Entfernung rückt. Unterm Strich gesehen. Mal ist es ganz weit weg und dann doch wieder nah dran. Aber im Großen und Ganzen entfernt es sich immer ein wenig weiter von mir. Wichtig für mich ist, dass ich es nicht esse.

Heute ging es übrigens im Büro weiter. Durch meine Erkältung/Heuschnupfen/Männerschnupfen??? rieche und schmecke ich zur Zeit nichts. Das wurde zum Anlass genommen mir zu sagen, dass ich dann doch ruhig Süßes essen kann, weil ich es ja nicht schmecke.

Das sind alles Nasenbären……..

Ich möchte einfach meinen Konsum reduzieren auf ein Minimum, weil ich glaube, dass der viele Zucker mir dauerhaft sehr schaden wird. Körperlich und geistig. Das kapieren die in 100 Jahren nicht.

Müssen sie aber auch nicht, weil es geht um mich. Einzig und allein um mich und um keinen anderen. Die anderen sind außen vor. Es ist in meinem Verantwortungsbereich, es ist meine Selbstverantwortung. Wenn ich Süßes esse, weil ich dem Druck der anderen nachgebe oder ich es aus anderen Gründen verschlinge sind es nicht die anderen, die doof sind, sondern ICH. ICH ganz alleine.

Ist wie beim Alkohol. Bekomme ich einen Rückfall, weil ich z.B. Alkohol im Essen zu mir genommen habe, habe den Koch aber vorher nicht gefragt, dann ist das MEIN Problem und nicht seins. Es steht nirgendwo, dass ich Alki bin.

Es steht auch nirgendwo, dass ich Schokoholiker bin. Das weiß keiner, nur ich.

So bin ich für all das verantwortlich, was ich tue und nicht die anderen. Verantwortung abschieben ist einfacher, geht aber nicht und fällt letztendlich auf mich zurück.

In dem Sinne.

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 38                 Mittwoch, der 17.04.2019

Heute ist ein ruhiger Tag ohne besondere Vorkommnisse auf der Süßigkeitenfront.

Auf der Fahrt vom Büro nach Hause habe ich mal über das Thema Süßigkeiten und Kalorienzählen nachgedacht.

Schoki & Co. sind durch Zucker und Fett richtige Kalorienbomben. Ich habe ja so einen eingebauten Kalorienzähler in mir und zähle so pi mal Daumen die Kalorien, die ich zu mir nehmen darf. Allerdings nicht durchgehen konsequent, weil, wenn ich meinen Tagesbedarf erreicht habe, höre ich ja nicht auf zu essen. Ich überlege, was ich denn noch zu mir nehmen kann, ohne dass die Zahl nach oben schnellt. Ist natürlich totaler Blödsinn.

Und genau das ist es……als ich den Punkt erreiche, an dem ich rein rechnerisch aufhören müsste zu essen, war es mir plötzlich egal und ich habe munter die Kekse etc. in mich hineingeschoben. Was ich dann an Kalorien zu mir genommen habe möchte ich gar nicht wissen, aber es hätte wahrscheinlich für drei Tage gereicht.

Mittlerweile bin ich der Ansicht, das Essen reine Kopfsache ist und dass das bewusste Essen viel wichtiger ist als alle Kalorientabellen der Welt. Das hat mit Achtsamkeit und bewusstem Geniessen zu tun. Nicht Schlingen, sondern sich über das Essen freuen. Essen nicht als Trost und Langeweilekiller sehen, sondern als ein Geschenk, mit dem ich sorgfältig umgehe. Essen soll auch glücklich machen, allerdings im positiven Sinn. Nicht mit der suchtverwandten Wirkung, sondern nachhaltig und mit Geschmack.

Dazu können sicherlich auch mal eine Süßigkeit gehören. Da bin ich bei zu lernen.

Und Ihr?

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 39                 Donnerstag, den 18.04.2019

Ich möchte meine Gedankengänge von gestern noch einmal aufgreifen.

Mein Leben genießen, mein Essen genießen, mich selbst genießen. Geht das überhaupt? Oder ist das nur so eine Floskel aus irgendwelchen abgedrehten Büchern, von irgendwelchen Gurus oder weil es sich so schön anhört?

Voraussetzung für das Genießen ist erst einmal, dass ich mit mir selbst im Reinen bin und dass ich mich auf das zu Genießende konzentriere. Dass ich nicht an den nächsten Termin denke und an morgen oder mich mit Gedanken aus der Vergangenheit beschäftige. Ich bin im hier und jetzt und nehme das Essen ganz bewusst zu mir. Also nicht wie bei McDonalds oder Burger King, wo ich in möglichst kurzer Zeit das Essen in mich reinschlinge und dann kotzübel den Laden verlasse.

Das was ich meine, kann ich zurzeit auch noch nicht. Nebenbei essen, Essen schlingen, unregelmäßig Essen etc. sind Bestandteil meines Lebens. Das geht besonders gut mit Süßigkeiten. Keine Vorbereitungszeit, kein Kochen, nix. Schachtel oder Tafel auf und dann weg. Fast Food par Excellance. Alles Mist. Hektik pur. Keine Zeit für Besinnung, Selbstfindung und Selbstreflexion. Runterkommen und das Essen als besonderes Ereignis zelebrieren und nicht als Volkssport Völlerei mißbrauchen.

Ihr merkt an meinen Gedanken, dass ich mich mehr ausschließlich um meinen Süßigkeitenkonsum kümmere, sondern, dass für mich mein ganzes Essverhalten zu überdenken ist. Von den Lebensmitteln bis zum Essverhalten.

Das möchte ich in den nächsten 10 Tagen, so lange dauert mein Selbsttest noch, auch hin und wieder mal anschneiden. Mein Süßigkeitenkonsum ist das Abbild meines gesamten Essverhaltens und er erinnert ich schwer an meine Trinkzeit. Es gibt so viele Parallelen zum Alkohol.

Wie seht Ihr das?

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 40                 Freitag, der 19.04.2019 (Karfreitag)

Heute ist Karfreitag. In der christlichen Kirche neben dem Aschermittwoch DER Fastentag in der Fastenzeit. Fasten??!!?? Das Wort hat sehr negativen Beigeschmack. Ich faste =ich verzichte. Fasten, Verzichten, alles Worte mit negativem Image. Das hört und liest sich so endgültig, so absolut. Ich habe das Fasten in der Vergangenheit auch öfters mal ausprobiert. Es wurde immer zu einer grande Katastrophe. Nicht einen Tag habe ich durchgehalten. Und das, auf was ich verzichtet habe, habe ich mir anschließend kiloweise reingeschaufelt, weil der Heißhunger astronomische Ausmaße angenommen hatte.

Wenn ich was nicht essen möchte, dann sage ich das auch, genau wie bei meiner Süßigkeiten-Challenge, meinem Selbsttest. Ich habe die ganzen 40 Tage nicht gesagt, dass ich auf Schoki & Co. verzichte. Ich habe immer geschrieben, dass ich mein Essverhalten prüfe und analysiere und den Grund suche, warum ich soviel von dem Zeug esse..

Durch die Analyse und das Aufschreiben wird mir bewusst, warum ich so bin. Und hier ist schon der Ansatz, um weniger Süßigkeiten zu essen. Weniger Essen durch mentale Hilfe, durchs Nachdenken. Genau….weniger Essen….und nicht fasten oder verzichten.

Wie ich gestern schon geschrieben habe stehen die Süßigkeiten stellvertretend für mein gesamtes Essverhalten. Ich bin mir sicher, dass ich durch den jetzt eingeschlagenen Weg noch viel mehr erreichen kann als nicht nur den Schokoosterhasen oder die Schokoostereier nicht zu essen.

Ich betrachte mein Essverhalten wie ein Getriebe in einer Uhr. Normalerweise greifen alle Zahnräder ineinander und die ganze Maschinerie funktioniert einwandfrei. Bei mir sind einige Zahnräder kaputt oder zu klein oder zu groß. Es funktioniert nicht einwandfrei.

Und daran werde ich arbeiten. Auch wenn es manchmal schwerfällt. Irgendwo macht es doch Spass…..und das ist doch ein Wort, was sich viel besser anfühlt als Fasten oder Verzicht….

Oder?

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 41                 Samstag, der 20.04.2019 (Karsamstag)

Süßigkeitentechnisch war heute alles ruhig. Keine Gelüste, keine Beschwerden. Nix.

Daher schreibe ich heute meine Gedanken zu einem Teil auf, was wir alle sicherlich eher hassen wie lieben………DIE PERSONENWAAGE.

Diese kleine Scheisserchen. Zeigt mir unbarmherzig immer genau die Zahlen an, die ich nicht lesen will und nicht gebrauchen kann. Keine menschlichen Züge. Die sagt nicht: „Boah ey, Du hast Dich echt angestrengt, jetzt zeige ich Dir mal zwei Kilo weniger an. Ausserdem bist Du so ein geiler Typ, da sind dann auch schon mal 5 kg weniger drin, weil Du so nett bist“…………NIX, gar nix. Da steht die Zahl und dann passiert in meinem Kopf folgendes:

Variante A) Sie zeigt weniger an wie ich erwartet habe

Ich werfe sofort die Flinte ins Korn. Bringt ja alles nichts, hat keinen Zweck, mache ich nicht mehr. Der Frust wird bei mir sofort durch Schoki & Co. bekämpft. Das wirkt schnell und gibt mir ein gutes Gefühl, aber nur kurz. Die Frustration hält an.

Variante B) Sie zeigt mehr an als es soll

Das ist ja noch schlimmer. Seit einer Woche esse ich nichts mehr, ich mache Diät, ich reisse mich zusammen, ich esse nach Plan, ich mache dies, ich mache das……und dann habe ich noch mehr drauf wie vorher. Dann kommt Variante A) wieder ins Spiel.  Ich werfe sofort die Flinte ins Korn. Bringt ja alles nichts, hat keinen Zweck, mache ich nicht mehr. Der Frust wird bei mir sofort durch Schoki & Co. bekämpft. Das wirkt schnell und gibt mir ein gutes Gefühl, aber nur kurz. Die Frustration hält an.

Die Personenwaage ist als das personifizierte Frustrationserlebnis. Das Tor zur Hölle. Und das Beispiel, warum ich von Erwartungen nichts erwarten sollte. Weil sie nicht eingehalten werden können. Alles Verarsche.

Ich wiege mich seit 3 Wochen nicht mehr. Mache ich nicht mehr. Morgens vor dem Frühstück schon wieder den Blutdruck in die Höhe treiben?? Nö. Dann ist der Tag hin und der der Frust muss dann auch mit irgendwas bekämpft werden.

Habt Ihr die Personenwaage auch schon verabschiedet?

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 42                 Sonntag, der 21.04.2019 (Ostersonntag)

Da ich heute Süssigkeitentechnisch wieder keine Probleme habe, schreiben ich über die Alternative zur „körperlichen“ Nahrung, und zwar über die „mentale“ oder „geistige Nahrung“. Also die Nahrung, die unser Gehirn anspricht und nicht den Bauch.

Von mentaler Nahrung nimmst du nicht zu, da Dein Geist unersättlich ist, wenn Du ihn gezielt ansprichst. Und das ohne Nebenwirkungen und Krankheiten.

Mentale Nahrung ist für mich mittlerweile wichtiger geworden wie die körperliche Nahrung. Es macht mir einfach Spaß, auch im hohen Alter von 53 Jahren, seinen Geist anzusprechen und zu fordern. Das schmeckt mir richtig gut. Und es befriedigt mich.

Es ist eine andere Befriedigung als die kulinarische. Also auch eine andere als die Befriedigung durch Schoki & Co. Diese Befriedigung dauert nur ein paar Minuten, die geistige hingegen immer an. Ich finde es mittlerweile toll das richtige zu lesen, etwas was mich interessiert und was mein Leben bereichert, an dem ich mich laben und ergötzen kann. Ich zähle auch das Schreiben auf diesem Blog dazu, weil es ein Resultat aus meiner mentalen Verdauung ist. Das Gute wird behalten und wie in diesem Falle niedergeschrieben. Da werdet Ihr in Zukunft sicherlich von Celia und mir noch hören.

Ich kann immer wieder auf das Geschriebene zurückgreifen und lesen, wenn ich mag. Die körperliche Nahrung hingegen ist weg, für immer…….oder halt sichtbar um die Hüften oder woanders.

Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr heute schon mental gegessen?

Bis morgen

Euer Bernd