TAG 43                 Montag, der 22.04.2019 (Ostermontag)

Heute in der Eisdiele. Selbst auf dieses komische eingepackte Gebäck, was man immer zum Kaffee bekommt, hatte ich kein Hunger. Und ich habe mich erfreut an denjenigen, die so einen Selbsttest wir ich nicht machen 😊

Bin ich denn jetzt geheilt? Bin ich jetzt clean? Ich denke nein, aber die Sichtweise auf den Zucker und auf Schoki & Co. hat sich geändert.

Ich sehe die Sache gelassener. Es hat ein Prozess in meinem Gehirn eingesetzt. Es ist schwierig dieses verständlich niederzuschreiben. Es ist halt so, dass ich nicht mehr sofort Hunger oder eine Gier auf Süßes bekomme, wenn ich es sehe. Also dieser Prozess

„Augen -> Süßes sehen -> Dopaminausstoß -> zurück ins Gehirn -> Hunger/Gier -> Herunterschlingen“

ist nicht mehr gegeben. Der Dopaminausstoß ist nicht mehr da. Und somit kommt kein Hungergefühl auf.

Aber was ist es denn? Durch die Analyse der letzten 42 Tage ist bei mir einiges hoch- und ans Tagelicht gekommen. Mein Blickwinkel hat sich geändert. Im Hintergrund der Festplatte in meinem Gehirn ist nun diese DANGER-Leuchte installiert und sie leuchtet auf, wenn Gefahr im Verzug ist und mich dezent drauf hinweist, dass jetzt was kommt, mit dem ich nicht so ganz einverstanden bin.

Das Hungergefühl und die Gier, körperlich und mental doofe Gefühle, sind in den Hintergrund getreten.

Ich habe mich entwickelt, ich habe dazugelernt und habe mich mit mir beschäftigt. Alles Grundvoraussetzungen, um sein Leben auf den neuesten Stand zu bringen. Es ist ein gutes Gefühl und ich bin auch ein bisschen stolz auf mich.

Als „Alternative“ bin ich heute 10 km gewandert. Sonst musste ich danach dem Süßen fröhnen, jetzt aber nicht mehr. Ich habe auch statt Süßem nichts anderes gegessen. Jetzt könnt Ihr natürlich sagen, dass das beim nächstenmal anders ist. Klar, kann sein, aber heute nicht. Und darauf kommt es an. Auf den Moment, wo ich kein Schoki & Co. zu essen brauche.

ABER ich darf nicht vergessen, dass dieser Heißhunger auch wiederkommen kann.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 44                 Dienstag, der 23.04.2019

Auch der Tag heute war wieder ohne Vorkommnisse, was das Thema „Süßes naschen“ angeht.

Ich tue mir was Gutes. Aber was und vor allen Dingen, wie? Ich meine damit keine Belohnung für irgendetwas. Ich meine damit eine Wohltat für mich, egal ob körperlich oder mental. Mit Süßem kann ich mir nichts Gutes tun, weil ich nicht in der Lage bin ein Stück Schokolade oder einen Keks oder ein Stück Kuchen richtig zu geniessen und vor allen Dingen nach einem Stück aufzuhören. Ich muss immer mehr haben. Das hat, wie ich schon öfters hier geschrieben habe, Anzeichen eines süchtigen Verhaltens.

Aber ich kann ja auch ein gutes Buch lesen und verschlingen 😊, mir einen Wellnesstag gönnen, einen ausgedehnten Spaziergang machen etc. Alles Dinge, die meine Sinne beanspruchen und nicht nur meinen Magen.

Das Blöde ist nur, dass ich all diese Dinge auch immer noch mir Schoki & Co. in Verbindung bringe. Das ist wie beim Alkohol und dem Suchtgedächtnis in meinem Kopf. Auch nach14 Jahren Trockenheit erinnert es mich hin und wieder an die schönen Zeiten meiner Saufzeit.

Aber dann ist es so und ich muss dieses in mein Leben mit einbauen. Wenn ich die Gedanken nicht wegbekomme, muss ich mich mit ihnen arrangieren.

Mir was Gutes tun. Mir für mich Zeit nehmen. Das sind alles Dinge, an denen ich noch arbeiten muss und vor allen Dingen viel. Bei mir ist gegenwärtig ein Prozess im Gange, bei dem ich mich viel mit diesen Dingen und Themen beschäftige. Das macht Spaß, lässt aber auch manchmal tief in meine Seele blicken.

Habt Ihr Euch mit diesen Sachen auch schon beschäftigt?

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 45                 Mittwoch, der 24.04.2019

Heute Morgen bin ich nach über 6 Monaten aufgrund meiner Krebserkrankung und diverser Lähmungen im letzten Jahr zum ersten mal wieder Nordic Walken gewesen.

Ich habe Celia anschließend geschrieben, dass das ein total tolles Gefühl war und ich nun weiß, was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Aber was war es denn?

Es war die frische Luft, die Ruhe um mich herum, ich allein mit meinen Stöcken und sonst keiner und nichts, meine Selbstreflexion und der anschließend freie Kopf und das tolle Gefühl, es nach 60 Minuten geschafft zu haben. Vor allem wenn ich bedenke, dass ich erst seit 3 Monaten wieder richtig laufen kann.

Das sind Gefühle und Eindrücke, die mir Schoki & Co. NIEMALS geben können. Solche Momente kann mir Zucker unmöglich vermitteln. Das sind Eindrücke, die ich nur mittels meiner Sinne erleben kann, pur, ohne Zuckerzusätze oder Geschmacksverstärker.

Und das ist Genuss zum Quadrat. Alles in sich aufnehmen, alles in sich fühlen, alles verarbeiten und zum Schluss die Wandlung ist das gute Gefühl, das mir keiner nehmen kann. Und zwar bei klarem Kopf und klarem Verstand.

Es ist schon erstaunlich, wie Zucker (oder auch der Alkohol) diese Aufnahmefähigkeit betäuben kann. Es ist nur der Kick für den Moment, aber das von heute Morgen ist nachhaltig. Über viele Tage. Da kann und werde ich von profitieren. Freitag Morgen geht`s wieder los.

Probiert es aus, es lohnt sich.

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 46  Donnerstag, der 25.04.2019 und TAG 47  Freitag, der 26.04.2019

Langsam geht die Challenge dem Ende zu. Langsam ist es für mich auf normal geworden KEIN Süßes mehr zu naschen. Langsam ist es auch normal, dass ich keine Gelüste auf Schoki & Co. oder Heißhungerattacken mehr bekomme. Alles voll normaaaaaaaalllllll, oder nicht?

Nein, denn diese Geschichte ist nur ein kleiner Teil der komplexen Geschichte meines Essverhaltens in Ganzen. Und da kommt noch viel Arbeit auf mich zu.

Gestern zum Beispiel war ich in Hannover und habe einen Freund besucht. Wir saßen in einem Cafè an einem See und er aß ein großes Stück Heidelbeertorte und ich nicht. Ich habe noch niemals dieses komisch eingepackte Gebäck gegessen, was ja immer gerne zum Kaffee gereicht wird. Das war normal.

Ich werde wohl in Zukunft auch weiter auf mein Essverhalten achten und durch diese Challenge habe ich da schon eine sehr gute Basis gelegt.

Genau wie meine Alkoholabstinenz wird das auch eine Lebensaufgabe sein. Immer wieder. Ich habe genug Baustellen in meinem Leben, da kommt es auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr an, oder? Doch, kommt es. Denn dieses Essverhalten wird sich auch auf meine Lebensqualität auswirken. Das hat auch nichts zu tun mit „Ich nehme mich so an wie ich bin“. Es geht auch um mein Wohlbefinden, körperlich und mental. Und, um das noch einmal klar zu stellen, es hat nichts mit bewusster Gewichtsreduktion zu tun. Das ist ein positiver Nebeneffekt, aber nicht der ausschlaggebende Punkt. Bei mir hilft nur die Analyse. Das Prüfen, warum ich was in welcher Situation mache und esse. Genau wie bei dieser Challenge hier.

Analysiert Ihr Euch auch?

Bis Morgen zum vorletzten Tag

Euer Bernd

 

 

TAG 48                 Samstag, der 27.04.2019

Heute ist der vorletzte Tag der Challenge. Und ich muss Euch ehrlich sagen, dass ich auch langsam nicht mehr weiss, was ich schreiben soll. Es ist im Prinzip alles gesagt und niedergeschrieben.

Mein Verhalten gegenüber Schoki & Co. hat sich geändert. Ich reisse keine Tafel mehr auf und verschlinge sie. Und dann am besten noch eine oben drauf.

Es fängt im Kopf an bei mir. Alles fängt bei mir im Kopf an. Die Umstellung meines Essverhaltens ist reine Kopfsache. Da nützen alle Diäten der Welt nichts, wenn ich nicht vorher in meinem Kopf analysiert haben, warum ich wann wieviel esse. Hierdurch schaffe ich mir eine Plattform für meine weitere Vorgehensweise.

Wenn ich das nicht für mich gecheckt habe, dann kann auch Brigitte weiter ihre Diät machen.

Sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich zu reflektieren ist immens wichtig und die Basis für ganz viele Dinge im Leben. Auch für die Ernährung.

Ich habe einen Kollegen, der jeden Tag 5-6 Snickers isst. Und der ist gertenschlank. Aber ich glaube nicht, dass er auch gesund ist. Das habe ich nie verstanden, dass dieses keine Auswirkungen auf seine Figur hat und war immer sehr frustrierend für mich. Mittlerweile stehe ich darüber. Ist ja seine Gesundheit. Mir ist es egal. Ist seine Angelegenheit. Habe ich nichts mit zu tun.

Da ist sie……………..die Gelassenheit. Zumindest in diese Sache.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 49                Sonntag, der 28.04.2019  LETZTER TAG

Heute ist mein letzter Tag dieser Challenge. Ich finde es erstaunlich, dass die 49 Tage soooo schnell herum gegangen sind. Am Anfang kam es mir utopisch lang vor, aber je mehr ich in der Materie steckte, desto schneller verging die Zeit. Es hat Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich mich für diese Challenge entscheiden habe.

Ich möchte mich ganz herzlich bei Euch Leserinnen und Lesern bedanken, dass Ihr mich die 7 Wochen begleitet und fleißig gelesen habt. Heute Mittag waren es fast 440 Zugriffe. Das ist eine stolze Summe.

Weiterhin geht ein ganz dicker Dank an Celia, die mir ihren Blog zur Verfügung gestellt hat. Wir haben im Vorfeld viel hierüber gesprochen, wie wir es machen und wie das alles aussehen soll.

Es war für Celia immer selbstverständlich, dass sie mich bei meinem Vorhaben unterstützt hat, auch wenn wir ca. 600 km auseinander wohnen. Die digitale Technik macht es möglich.

Liebe Celia. Du bist die Beste 😊!!

Mein ausführliches Resümee schreibe ich morgen bzw. übermorgen.

Habt einen schönen Sonntag.

Euer Bernd

 

 

Lieber Bernd,

das gebe ich doch gerne zurück! Du bist DER Beste! Du hast hier eine super Challenge mit tollen, interessanten, spannenden und inspirierenden Momenten hingelegt....... und und das alles garniert mit ganz viel Humor und Sebstreflexion. Danke, dass Du Deine Idee auf meinem Blog umgesetzt hast! Danke für die gemeinsame Denk- und Lachzeit! Ich freue mich auf Dein Resümee und......wir tüfteln an neuen Ideen........

Alles ist gut

herzlich

Celia

 

 

Resümee meiner Süßigkeitenchallenge vom 11.03. – 29.04.2019

Liebe Leserinnen und Leser dieses (Gast)-Blogs,

49 Tage habe ich nun meine Challenge „Kein Süßes mehr naschen“ gemacht. 49 Tage, die es teilweise in sich hatten. 49 Tage, in denen ich mein Verhältnis zu Schoki & Co. überprüft habe und 49 Tage, in denen ich eine ganze Menge über mich gelernt habe.

Am Anfang ging es um vier Fragen, die ich mir gestellt habe:

  1. Warum nasche ich überhaupt? Ist es wegen des Geschmacks, ist es Nervennahrung, ist es Langeweile, ist es eine Art Sucht oder was ist es?
  2. Wie reagiert mein Körper darauf?
  3. Bekomme ich „Entzugserscheinungen“, wenn ich nicht nasche?
  4. Komme  ich an meine Grenzen, mental und körperlich?

Die Gewichtsreduktion spielte eine absolut untergeordnete Rolle hierbei.

Ich bin an die Challenge so herangegangen, dass ich auf der einen Seite mein Verhalten analysiert habe, auf der anderen Seite mich währenddessen reflektiert habe. Und hierbei habe ich festgestellt, dass es sehr viele Parallelen zu meiner Alkoholsucht gibt. Ich bin 14 Jahre trocken und bei einigen Gegebenheiten hätte ich einfach nur Süßes durch Alkohol austauschen müssen.

Es weckt den Anschein, dass es sich hierbei möglicherweise um eine Suchtverlagerung handelt, aber da will ich mich nicht festlegen.

Die Fragen 1-3 wurden in den beiden vorangegangenen Absätzen somit beantwortet. Es war schon sehr erstaunlich, in welchen Situationen ich zu dem süßen Zeug gegriffen habe. Es war wirklich Langeweile, Gewohnheit, Belohnung und natürlich der Geschmack. Oder manchmal alles zusammen. Das blöde an der Sache ist, dass der Körper immer mehr von dem Zeug haben will.

Am Anfang war die Analyse eine einzige Katastrophe. Wie oft wollte ich die Sachen hinschmeissen und den einfacheren Weg des Nachgebens gehen. Warum soviel Arbeit, wenn ich einfach nur in den Riegel beißen muss und gut ist. Es war schon teilweise ein Kampf, der mich an meine Grenzen brachte (Frage 4).

Ein eiserner Wille und das mich selber in den Hintern treten waren aber letztendlich auch der Grund, warum ich bis zum Schluss durchgehalten habe.

So schlimm es zu Anfang war, bei jedem Tag, der mich weiter von Schoki & Co. entfernte, wurde es besser….ganz langsam…..aber es wurde besser. Ich musste die Analyse ja auch erst lernen, denn es war das zweitemal, dass ich mich über so eine lange Zeit mit mir selber beschäftigt und hinterfragt habe, abgesehen von meiner Therapie von vor 14 Jahren.

Und plötzlich machte es Spaß. Und plötzlich trat das Süße in den Hintergrund und ICH trat in den Vordergrund. Das Blatt wendete sich und es ging nicht mehr so sehr um die Schokoladenvampire, sondern um MICH und mein Verhalten in bestimmten Situationen.

Ich habe mal geschrieben, dass das Süße ein Spiegelbild meines gesamten Essverhaltens ist. Das heißt, dass ich diese Analyse auch darauf anwenden kann, praktisch eine Allround-Analyse.

Ich habe in den ganzen 49 Tage auch nie gesagt, dass ich auf Süßes VERZICHTE. VERZICHT ist immer ein negativ behaftetes Wort. Verzicht ist immer verbunden mit „Ich darf nicht“. Aber wer hindert mich daran, dann irgendwann trotzdem das Zeug zu essen? Genau..Keiner!

Am Anfang als ich trocken wurde habe ich gesagt, ich „darf“ keinen Alk trinken, dann irgendwann habe ich gesagt ich „will“ keinen Alk trinken. Jetzt sage ich ich „brauche“ keinen Alk trinken. Brauchen heisst, dass ich ihn für bestimmte Sachen eingesetzt habe.

Und so ist das mit dem Süßen auch. Ich habe es eingesetzt, bewusst oder auch unbewusst aus Gewohnheit oder Langeweile.

Ich danke Euch allen noch einmal für alles, ganz besonders aber Celia.

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute und eine schöne Zeit

Bis bald

Euer Bernd

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