Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut. John Augustus Shedd

Ich habe, nein hatte (kreisch?) Kleidergröße 36. Im letzten halben Jahr habe ich festgestellt, dass die "36" unbequem wurde. Und deswegen nenne ich nun einige – wenige – Teile in Größe 38 auch mein eigen. Ein kompletter Schrankinhaltaustausch kam/kommt nicht in Frage…….Ich könnte ja eines wunderbaren Tages wieder vielleicht in "die" 36 passen……..

Ich weiß nun genau, dass doch recht viele sagen werden, 38 (in whatsapp gäbs jetzt das emoji, das genervt zum Himmel blickt) worum macht die sich denn nen Kopf…… Nun ja, lass es mich so sagen: ich habe durchaus Phasen, da mache ich mir einen Kopf und ich habe Phasen, da mache ich mir keinen. Weil ich psychologisch korrekt denke: Luxusproblem adieu, ich gefalle mir. Nur: das ich gefalle mir, dass traue ich mich nicht so recht, recht häufig zu denken. Denn wenn ich einmal auf Größe 38 bin (klingt wie auf Droge) dann ist die 40 auch nicht weit……..

Mein mich selbst beschränkendes Denken, bitte Lebensabo auf Größe 36, ist also quasi meine "Versicherung", dass ich nicht ausufer.

Was passiert da? Streng genau genommen rege ich mich ja nie wegen Größe 38 oder 40, oder, oder auf, sondern, wegen meiner vorgefertigten Meinung, die - Größe 38 + - dürfte ich nicht haben. Kann das sein? Was ist das für ein Widerstand? Warum darf ich nicht in Größe 38 plus durchs Leben stiefeln?

Der Widerstand heißt: ohne eine spezielle Form - Größe 36 - bin ich nicht richtig. Klingt abartig….. ist abartig…..?

Wenn ich meinen Körper nicht mag, mag ich meinen inneren Zustand nicht. Was mag ich genau nicht und schiebe stattdessen die Zahl 38 vor?

Mir zu erlauben, mich in Kleidergröße 38 wohlzufühlen heißt für mich, ich erlaube mir ich zu sein. Nichts mehr "gegen mich" tun zu müssen.

Mir nicht zu erlauben, mich in Kleidergröße 38 wohlzufühlen heißt für mich, ich habe versagt, ich habe die Kontrolle verloren, ich habe keinen Halt mehr.

Um was geht es mir? Um Sicherheit.

Dazu nehme ich in Kauf, dass ich mich nicht verändern will. Lieber verstarre ich in Größe (oder Kleine) 36 als mir die Zeit zu nehmen darüber nachzudenken, was für einen Tort ich mir damit antue. Ich werde jetzt 53. Der Körper verändert sich, vielleicht, vielleicht auch nicht, Kilos kommen und gehen…..

Und der Wechsel meiner Kleidergrößen zeigt mir meine starren Denkgrenzen. Was nicht sein darf, darf nicht sein. Dabei geht es darum dem Leben flexibel und offen zu begegnen. Den Halt nicht in Kleidung mit Größe 36, sondern in mir zu suchen.

Wenn ich meinen Körper mit Kleidergröße 38 plus nicht mag, mag ich meinen inneren haltlosen Zustand nicht.

Der Widerstand heißt: Halt! Wie schön doppeldeutig das Wort gerade auf mich wirkt……