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Nie wieder. (Grete Waitz nach ihrem ersten Sieg beim New York Marathon)

Nun. Seit Sonntag kann ich das auch über 10 km sagen. Sonntag war Stadtlauf in Germering. 10 km in persönlicher absolutester Preschzeit. Schon die ersten 3 km lief ich über meinem persönlichen Tempolimit, und 7 km keuchen können so was von verflixt lang sein. Und so geht es weiter mit Beispielen für missglückte oder besser verweigerte Selbstfürsorge. Denn jetzt sitze ich mit einer dicken Erkältung da….. - nie wieder - was wären das für magische Worte, wenn ich mal wieder feststelle, dass ich mich gerade ziemlich bis völlig überlaufe……..

Laufen ist schön, laufen ist wunderbar für die Seele, diesen Sonntag war es weder noch. Und so bin ich gegen mich gelaufen. Für was eigentlich?

Die Zielsetzung war - im Nachhinein gesehen – bedingt sinnhaft. Das Ziel hieß: schnell laufen. Sehr schnell laufen. In der Hoffnung auf eine Zeit unter 50 min. Hat geklappt. Aber mit hohem Preis. Und abgesehen davon, war es nicht ganz genügend unter 50 min. Also die Zufriedenheit war auch nur suboptimal.

Ziele für sich passend zu wählen ist eine Herausforderung, sie den aktuellen Umständen anzupassen noch eine größere. Das sinnhaftere Ziel wäre jedenfalls gewesen: ich laufe und fühle mich gut. Mit Bevorzugung des sich gut Fühlens vor dem schnell laufen. So wäre ich den Tagesumständen entsprechend deutlich langsamer gewesen. Was aber nicht mal ansatzweise im Bereich meiner Vorstellung war. Und genau da liegt die Crux. Das Ziel, ich fühle mich - bei was auch immer - dabei gut oder besser -, wann denke ich daran? Wo gestehe ich mir das zu? Vor allem, wo genügt mir das? Und es nimmt bei mir immer wieder automatisch und auch selbstverständlich nicht den ersten Platz ein………

Beim Essen ist es ähnlich. Da habe ich das Ziel schlank zu bleiben. Und nein, das Ziel lautet hier auch nicht: ich fühle mich besser. Es heißt: schlank bleiben. Und das ist nicht dasselbe. Denn schlank sein verpflichtet mich schlank zu sein. Und da schlank sein nicht ein natürlicher Denk-Zustand für mich ist, ist das zuweilen anstrengend. Die Aussagen, es geht mir gut dabei, sind begleitende Momentaufnahmen, aber keine wirklich nachhaltigen Zustandsbeschreibungen. Und wäre nicht ein Wohlfühlzustand – mit den dazugehörenden Schwankungen und den gelegentlichen aus der Komfortzone herausführenden Herausforderungen - das eigentlich erstrebenswerte Ziel?

Und was ist mit meinen Versprechungen an mich selbst? Gerade mit Versprechungen auf mich selbst zu achten, aufzupassen, auf meinen Körper zu hören……..hm………..hätte ich das am Sonntag getan, schön, dann hätte ich jetzt keinen Pokal, aber möglicherweise auch keine Erkältung ………vor allem hätte ich mich aber nicht so heillos überanstrengt…..alles nur eine Frage von falschem Ehrgeiz? Schnell ins Ziel kommen, schlank bleiben?

Meine Wahrheit ist für mich wieder einmal erstaunlich. Offensichtlich ist mir das Ziel mich gut zu fühlen zu nebensächlich, langweilig. Zu unspektakulär, unattraktiv. Sonst würde ich nicht immer ein Ziel, mit dem ich auf mich wenig Rücksicht nehme, brettelbreit davor schieben. Und so wähle ich lieber – theatralisch dramatisch formuliert - das Drama, den Kampf, das Leiden. Der Lauf war ein schönes Synonym dafür.……

Ich könnte mich umentscheiden. Aber ich muss mich wohl fragen, ob ich das tatsächlich will.....

Schnell laufen, schlank bleiben…..beides ist für mich ein leistungsorientiertes Ziel. Und da gibt es ein dahinter liegendes Muster. Ich muss erst etwas leisten, bevor ich mich wohlfühlen kann. Was für mich ein perfekter Weg ist, dem Ziel Wohlfühlen eine gewisse Daseinsberechtigung abzusprechen. Denn ich komme nach meinen Vorstellungen ja nie ganz an meine hochgesteckten Ziele ran……

Ich tippe mal, dass der nächste Beitrag über Perfektionismus gehen wird…

Aber davor kannst du dich quasi zum Einüben fragen:

Wie setzt du dir deine Ziele? Nimmst du dich bei deinen Zielen mit?

Alles ist gut……

Herzlich

Celia Elsdörfer

PS: ich freue mich trotzdem sehr über meinen Pokal!!! (= 2. Platz in meiner AK, der Unterschied zum wortreichem Eingangszitat besteht nicht nur in der km-Zahl ;-))

2.PS: ich schließe auch einen Zitat-Wortbruch für den nächsten 10 km-Lauf nicht aus. Das wäre nicht ich, wenn ich das nicht mal so schaffen will, dass ich hinterher glücklich fertig bin........:-)

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