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Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet (Christian Morgenstern)

Ich war im Kinofilm "embrace". Und ich war begeistert. Der Satz, der mir am liebsten hängen geblieben ist, heißt: „verschwende keinen einzigen Tag deines Lebens damit Krieg gegen deinen Körper zu führen. Umarme ihn.“ Warum fällt das, nicht nur mir, so schwer?

Ich weiß: ein paar Kilo mehr stehen mir besser. Optisch. Für mich. Und ab und zu blitzen schon Momente auf, in denen ich denke: eigentlich fühl ich mich so "sauwohl". Und dann passieren zwei Dinge. Eigentlich drei. Ich fange an zu dealen. Ich sage: Lieber Gott, wenn ich jetzt so vernünftig bin, den ganzen Gewichtskram endlich mal wegzulassen, dann lässt du mich aber 1. nicht dicker, und 2. eher wieder ein bisschen abnehmen, so als Belohnung. Und dann stelle ich fest, dass ich ihm da doch nicht so recht traue. Will ich so sein, wie er mich sehen kann? Was ist, wenn es ihm völlig wurscht ist, wenn ich noch ein paar Kilos drauflege? Und dann übernimmt gleich wieder ein Rückfall ins Kontrolldenken die Regie. Ich kann das sicher besser als er, mich schlank halten, schlank werden lassen…. Dealgebete sind nicht logisch!

Egal mit wem du dealst, (wenn du überhaupt dealst), mir geht es hier um das autopilotische Hintergrundprogramm: "egal, was passiert, ich will abnehmen". "Man" isst und nimmt sich vor, sich nicht zu schimpfen, wenn der Waagenzeiger nach rechts ausschlägt. Tut er es aber doch, bricht das ganze Vernunftkonstrukt schnurstracks ein. Das Hintergrundprogramm wird blitzschnell upgedatet, die einem guttuenden Gedanken fallen gelassen….. Ich tue nichts rein wegen nur mir?

Wenn mich jemand fragt, was ich mit dem ganzen Abnehmen und schlank sein wollen bezwecke, dann sage ich mit dem Brustton der Überzeugung: ich will mich wohlfühlen. Und das geht eben nur mit einem bestimmten Kilostand. Basta. Punkt. Aha. (= nächste verquere Logik)

Denn wenn ich zu mir ehrlich bin, dann weiß ich: wohl fühlen ist nicht mein (erstes) Ziel. Mein (erstes) Ziel ist dünn sein. Ohne Rücksicht auf Wohlfühlen. Schon schön, wenns im Doppelpack zu erreichen gelinge, aber das Ziel mich wohl zu fühlen hechelt dem Ziel Abnehmen hinterher. Und ich weiß nur zu genau, dass ich beim Abnehmen das "einzig vernünftige" Ziel, wohlfühlen, total vergesse(n will). Ich benutze es als Beruhigungspille für mein Umfeld. Und mein Hintergrundprogramm sagt mir: Fein, dass dir das alle glauben. Und jetzt ran ans wiederabnehmen.

Und ich vergesse dabei komplett meinen Körper zu umarmen. Ich vergesse das Motto, keinen Tag damit zu verschwenden, Krieg gegen meinen eigenen Körper zu führen, denn für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Klar, es gibt Situationen, in denen ich wirklich abnehme(n muss) um mich wohlzufühlen. Aber es gibt eben viel mehr Situationen, in denen ich das Abnehmdenken stoppen könnte, weil es mich nicht ins Wohlfühlen bringt. Nur diese Momente übersehe ich mit Leidenschaft.

Schön ist alles, was ich mit Liebe betrachte. Und das ist der Punkt. Mir fehlt (immer noch zu oft) die Liebe für mich, wenn ich mich betrachte. Wenn ich im Spiegel mich sehe, aber gleichzeitig eben nicht, sondern durch mich durchschaue. Und das alles nur, weil ich den Zweck von Essen und Gewicht vergesse. Der Zweck ist mich wohlzufühlen. Nicht immer wieder abzunehmen. Wenn ich abnehme, gerate ich in Stress, denn ich will nicht das Gewicht halten, das zu mir passt, sondern das, das ich körperfremd meine haben zu müssen. Nach den Gewichtssternen zu greifen hält mich in permanenter Ziel- und Themaverfehlung und damit in Unzufriedenheit. Ziel wäre: meinen Körper mit Liebe zu betrachten. Denn ich habe nur den meinen jetzigen. Will ich ihn stattdessen immer wieder verändern, werde ich nie in der Lage sein zu sagen: ich bin einverstanden mit mir. Und jetzt bin ich ab sofort offen für das Leben. Jenseits meiner Erwartungen und Ansprüche. Einfach offen für alle Wunder meines Lebens.

Was ist dein erstes Ziel bei den Themen Abnehmen/Essen/Gewicht? Der Beweis, dass du immer ungenügend bist, oder die Erkenntnis, dass du wundervoll bist, so wie du bist?

Alles ist gut

herzlich

Celia

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